Selbstbestimmt umgehen mit dem unerfüllten Kinderwunsch – Wann ist es Zeit für einen Plan B?
Alex & Romy
Kinderwunsch-Coach und Paarberater
Irgendwann während der Kinderwunsch-Phase kam der Tag, an dem ich mir die Frage gestellt habe „Und was machst Du mit Deinem Leben, wenn es nicht klappt?“.
Und genauso schnell wie die Frage plötzlich in meinen Gedanken auftauchte, habe ich sie auch wieder verworfen.
Ich denke doch jetzt nicht daran, wie mein Leben ohne Kinder aussieht. Dann klappt das auf keinen Fall mehr mit dem Wunschkind. Ich wünsche mir so sehr ein Kind und gleichzeitig soll ich mein Leben ohne das Kind planen. Das fühlt sich doch wie Verrat an.
Oder brauche ich doch einen Plan B? Was für eine Bezeichnung – in den USA trägt die Pille danach den Namen „Plan B“. Wenn ich den Plan B einnehme, heißt es „keine Schwangerschaft“ – ähnlich beim Plan B im unerfüllten Kinderwunsch; nur dass wir hier lieber den Plan A wählen würden.
Trotzdem lassen mich die Gedanken an einen Plan B nicht los. In anderen Lebenssituationen habe ich ja auch immer mindestens einen Plan B bereit. Beim Einkaufen, falls ich nicht alle Rezeptzutaten bekomme, bei der Reiseplanung, falls unterwegs Stau ist, bei der Karriereplanung, falls der Job mich nicht ausfüllt – Alternativpläne begleiten mich ständig. Und sie geben mir Sicherheit.
Sicherheit ist ein großes Wort im Kontext unerfüllter Kinderwunsch, wo mir gerade die Kontrolle entgleitet. Macht es vielleicht doch Sinn, auch beim Kinderwunsch einen Plan B auszuarbeiten?
Plan B im unerfüllten Kinderwunsch braucht Mut – und der wird belohnt
Die Gedanken zu einem alternativen Lebenskonzept, das ebenfalls Erfüllung verspricht, lassen mich nicht mehr los. Die größte Hürde, die ich zunächst überwinden muss, ist die Akzeptanz, dass der Erfolg – also mein Kind in den Armen zu halten – auch ausbleiben kann.
Die Auseinandersetzung damit, dass es eventuell notwendig ist – und das in meinem Fall mit keiner so geringen Wahrscheinlichkeit -, meinen Kinderwunsch loszulassen und mich auf einen anderen Weg zu begeben.
Mich mit diesen Gedanken anzufreunden und sie auch in meine Partnerschaft zu integrieren, ist schwer. Ich bin – wie alle Menschen – ein Gewohnheitstier und halte gerne an meinen Plänen fest, auch wenn sie nicht funktionieren. Ich brauche Mut, mich von Gewohntem zu lösen und Neues zu wagen – auch wenn es zunächst nur um die Vision und nicht um die Umsetzung geht. Und mein Mut wird belohnt.
Sicherheit im unerfüllten Kinderwunsch durch meinen individuellen Plan B
Die Arbeit an Plan B macht mich unabhängig und gibt mir persönliche Sicherheit. Sicherheit irgendwo anzukommen, falls ich mich vom Erhofften lösen muss und mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
Ich erarbeite mir die Aussicht, bei Nichterfüllung des Kinderwunsches, etwas Neues gestalten zu können. Ein Plan B hilft mir bei dem Blick nach vorn und gibt mir das Gefühl, eine Nichterfüllung später nicht als Scheitern zu sehen, sondern eine Perspektive zu haben.
Im Rückblick bin ich dankbar, dass ich mich so früh an die Erarbeitung einer Alternative gemacht habe. Eine Alternative erarbeiten – insbesondere wenn es um ein Lebenskonzept für die Zukunft geht – erfordert viel Kreativität und diese ist besonders lebhaft, wenn es uns gut geht.
Es war sehr hilfreich, ein neues Lebenskonzept in der Tasche zu haben, als ich das alte verabschieden musste. Denn in der Zeit des Loslassens wurde ich von so vielen unterschiedlichen Gefühlen geflutet, gleichzeitig wollte der Abschied vom Kinderwunsch gestaltet werden – das alles hat mich emotional sehr verunsichert. Während dieser Zeit Ideen zu sammeln, um das Leben neu auszurichten, wäre undenkbar gewesen.
Der Plan B hat mir und Alex auch dabei geholfen, frühzeitig Grenzen zu setzen (Wie weit wollen wir in der Kinderwunschbehandlung gehen?) und hat letztendlich die Entscheidung ein großes Stück leichter gemacht, den Kinderwunsch zu einem gerade noch gesunden Zeitpunkt loszulassen und einen anderen Weg einzuschlagen.
Ein Plan B ist wertvoll – gerade auch, wenn der Kinderwunsch sich noch erfüllt
Sich frühzeitig – im Idealfall schon zu Beginn der Kinderwunschbehandlung – mit der Frage „Wie soll das Leben aussehen, wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt?“ auseinanderzusetzen, gibt ein Stück innere Freiheit zurück und ändert nichts an der Wahrscheinlichkeit, dass der Kinderwunsch sich doch noch erfüllt.
Wenn sich mein Kinderwunsch erfüllt hätte, wären einige Aspekte aus dem Plan B auch in Plan A geflossen.
Eine Auseinandersetzung mit Plan B ist also in jedem Falle sinnvoll. Es geht hier ja nicht zuletzt um unsere wertvolle Lebenszeit, über die wir nachdenken und dafür lohnt es sich immer.
Vertiefendes zu diesem Thema könnt ihr im Zukunftsglück Unerfüllter-Kinderwunsch-PODCAST hören.
Und wir haben auch ein Kinderwunsch-Webinar gehalten zum Thema „Unerfüllter Kinderwunsch – Wann ist es Zeit für einen Plan B?“ Über den Link könnt ihr euch kostenlos zu unserer KiWu Webinar-Mediathek anmelden, wo die Aufzeichnung des KiWu-Webinars hinterlegt ist.
Außerdem habt ihr die Möglichkeit, eine GEMEINSAME Arbeit am Plan B mit eurem Partner in eure Beziehung zu integrieren.
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